Als Auslandsstudium wird in der Regel ein längerer Studienabschnitt im Ausland bezeichnet, oft auch der gesamte Bachelor oder Master. Es unterscheidet sich damit vor allem in der Dauer von einem Auslandssemester, das dem Studenten nur für einen begrenzten Zeitraum die Erfahrung im Ausland ermöglicht und auch nicht immer auf das Studium in Deutschland angerechnet werden kann. Im Auslandsstudium hingegen wird ein vollwertiger Teil des Studiums (meist ab 2 Semestern) außerhalb Deutschlands absolviert und vollwertig anerkannt.
Gesamter Master im Ausland
Im Master-Bereich gibt es zum Einen die Möglichkeit, das gesamte Studium im Ausland zu absolvieren und sich direkt bei der entsprechenden Universität für einen Masterstudiengang zu bewerben. Der Vorteil hierbei ist, dass der gesamte Studiengang in einem einheitlichen System an der gleichen Fakultät absolviert wird und man sich über den meist zweijährigen Zeitraum auch gut mit dem Land vertraut machen kann. Fachlich ist es von Vorteil, da man als Student durch den längeren Aufenthalt Kontakte zu den Lehrenden aufbauen und auch größere Projekte anstoßen kann, besonders mit Hinblick auf die Masterarbeit.
Doppelter Abschluss
Zum Anderen bieten mittlerweile viele deutsche Universitäten Diplome in Zusammenarbeit mit ausländischen Universitäten an. In diesem Fall wird oft ein Jahr in Deutschland und ein Jahr an der Partneruniversität studiert und der Student erreicht am Ende Abschlüsse für beide Länder. Der Vorteil an dieser Option ist, dass die Bewerbung in der Regel über die deutsche Universität läuft und man sich nicht mit ausländischen Bewerbungsverfahren auseinandersetzen muss, was sehr zeitraubend sein kann. Außerdem bieten solche Doppelabschlüsse ein Masterstudium mit Erfahrung in zwei verschiedenen Ländern und die Möglichkeit, an zwei verschiedenen Universitäten mit gegebenenfalls unterschiedlichen Vertiefungsrichtungen Wissen in beiden Spezialgebieten zu sammeln. Um von solchen Angeboten zu erfahren, kann man sich zum Beispiel bei der Universität seines Bachelorstudiums über Unipartnerschaften informieren. Normalerweise sind auch alle wichtigen Informationen auf den Internetseiten zu finden.
Vorteile
Besonders im Master, wenn sich Studenten weiter spezialisieren, bieten deutsche Universitäten nicht unbedingt die Vertiefungsrichtung an, die man sich vorstellt. Wer seinen Fokus auch auf ausländische Universitäten erweitert, hat eine wesentlich größere Auswahl und kann so besser auf seine eigenen Interessen und Berufswünsche eingehen. Im Fall eines nicht-deutschsprachigen Studiengangs sorgt der Master im Ausland auch dafür, dass man sicher im Gebrauch der entsprechenden Sprache wird, sowohl im schriftlichen als auch im mündlichen Bereich. Dies muss gar nicht zwangsläufig die Landessprache sein, da mittlerweile Universitäten in den meisten Ländern englischsprachige Studiengänge anbieten. Eine derartige professionelle Beherrschung des Englischen wird bei der Jobsuche nach dem Studium definitiv von Vorteil sein. Und auch, wenn Englischkenntnisse für den reinen Studienteil ausreichen, bekommt man an der Universität oft die Möglichkeit, zusätzlich die Landessprache zu lernen und so seine internationale Kompetenz weiter auszubauen.
Auch auf der menschlichen Ebene hat man zahlreiche Möglichkeiten, sich weiterzuentwickeln: Im Ausland wird man unausweichlich mit einer anderen Kultur und einer anderen Lebenseinstellung konfrontiert (auch, wenn es "nur" in ein EU-Nachbarland geht), was nicht nur Kenntnis über dieses Land, sondern auch über die eigene Heimat und den eigenen Charakter vermittelt. Gleichzeitig bietet ein Auslandsstudium die Möglichkeit, Kontakte mit zahlreichen Leuten aus anderen Ländern zu knüpfen und so den eigenen Horizont über das Gastland hinaus zu erweitern. Auch bei der Jobsuche nach dem Studium können diese Kontakte später sehr nützlich sein.
Nachteile
Die Eingliederung in ein ausländische akademisches System und die Anpassung an ein fremdes Land bringen immer auch Probleme mit sich. In akademischer Hinsicht kommt es durchaus vor, dass das Bildungssystem im Zielland sich in einigen Punkten vom deutschen unterscheidet. Dies kann besonders die Benotung betreffen, die sich oft an anderen Kriterien orientiert und z.B. beim Verfassen von Essays andere formelle und inhaltliche Anforderungen an die Studenten stellt. Solche Unterschiede und eventuelle Sprachschwierigkeiten können am Anfang dazu führen, dass die Noten im Ausland etwas schlechter sind als die in Deutschland oder die der Kommilitonen, die an das System gewöhnt sind. Bei Probleme dieser Art bietet es sich an, mit Dozenten oder Seminarleitern zu sprechen und sich beraten zu lassen; sie sind meistens gerne bereit, ausländischen Studenten zu helfen.
Auch bei der Eingewöhnung in einem fremden Land muss man immer mit Anfangsschwierigkeiten rechnen und sich darauf einstellen, dass man in ein paar Fettnäpfchen treten wird. Dies kann alles von Begrüßungen anderer Studenten bis hin zum Umgang mit den Professoren betreffen und man muss vor allem aus seinen Fehlern lernen und versuchen, aufmerksam zu beobachten. Als Student wird man sich auch darauf einstellen müssen, beim Umzug ins Ausland seinen Lebensstil etwas umstellen zu müssen. Viele Produkte, die in Deutschland selbstverständlich im Supermarkt erhältlich sind, gibt es im Ausland oft nicht oder nur zu sehr hohen Preisen (dieses gilt sowohl für Lebensmittel als auch Hygieneprodukte). Diese Unterschiede variieren aber von Land zu Land und es lohnt sich, sich im Vorhinein gründlich zu informieren. Oft wird es auch vorkommen, dass die Preise im Ausland höher als gewohnt sind (z.B. in England, Japan oder der Schweiz) und man seine Finanzen anders einteilen muss. Außerdem gilt es zu bedenken, dass viele andere Länder (im Gegensatz zu Deutschland) Studiengebühren fordern, die z.B. in England über 10.000 Euro gehen können.
Akademische Aspekte
Wenn man die Entscheidung fällt, für die gesamten zwei Jahre oder einen Teil des Masterstudiums ins Ausland zu gehen, müssen die Vor- und Nachteile sorgfältig abgewogen werden. Abhängig von den eigenen Sprachkenntnissen gilt es immer zu bedenken, inwieweit die Gefahr von Sprachproblemen zu Beginn des Studiums besteht. Wenn das akademische Angebot allerdings perfekt auf die eigenen Interessen und Ziele zugeschnitten, mag es mögliche Anfangsschwierigkeiten durchaus wert sein. Wichtig ist auch, sich zu informieren, inwieweit einen das bisherige Studium auf die Anforderungen vorbereitet hat, die einen im Ausland erwarten und ob die Gefahr besteht, über- oder unterfordert zu werden.
Es lohnt sich in jedem Fall, Kontakt zu anderen Studenten herzustellen, die die gleiche Universität besucht haben und einem von möglichen Problemen und Vorteilen erzählen können - diese können von Sprachproblemen oder mangelnder Kompetenz seitens der Professoren bis hin zu einem unheimlich guten Seminar mit einer bestimmten Vertiefung reichen.
Persönliche Aspekte
Die eigenen Vorlieben dürfen bei dieser wichtigen Entscheidung auf keinen Fall unterschätzt werden. Wenn man in einem Land oder einer Stadt ein oder zwei Jahre lebt, sich dort aber nicht wohlfühlt, kann das negative Auswirkungen auf das psychische und physische Wohlbefinden und die akademischen Leistungen haben. Wer noch nie länger als für zwei Wochen im Ausland war, sollte sich gut überlegen, ob er direkt ein Studium im asiatischen Ausland wagen oder doch innerhalb der EU bleiben möchte. Oft ist es auch von Vorteil, das Zielland zumindest schon einmal besucht oder sich mit dessen Kultur beschäftigt zu haben, um einschätzen zu können, wie stark der "Kulturschock" sein wird. Im europäischen Ausland spielt dies durchaus eine Rolle, besonders aber, wenn es darüber hinaus nach Asien oder auch Amerika geht.
Auch hier zahlt es sich aus, andere Studenten ausfindig zu machen, die schon einmal in der gleichen Stadt waren. Oft kann einem hier die eigene Universität weiterhelfen und z.B. Kontakt zu Austausch- oder ehemaligen Erasmus-Studenten herstellen. Von ihnen kann man dann alles Wichtige erfahren, zum Beispiel, dass in ausgerechnet der ausgeguckten Stadt nie die Sonne scheint oder dass eine andere ein wunderbares Studentenleben hat.
Wer sich für Länder mit hohen Studiengebühren oder Lebenshaltungskosten interessiert, sollte sich auf jeden Fall nach Stipendien erkundigen, bevor er aus finanziellen Gründen aufgibt. Eine mögliche Anlaufstelle ist in diesem Fall der "Deutsche Akademische Austauschdienst" ("DAAD"), der eine umfangreiche Stipendiendatenbank mit Angeboten für zahlreiche Fachrichtungen und Länder hat. Für viele Programme bedarf es gar nicht herausragender Noten, solange die Motivation stimmt.
Sowohl die Studienstiftung des Deutschen Volkes als auch die zahlreichen partei- und kirchennahen Stiftungen in Deutschland bieten ebenfalls zusätzliche Förderung für Auslandsaufenthalte an. Manche haben auch spezielle Auslandsprogramme, auf die man sich direkt bei der Stiftung bewerben kann. Die Kriterien variieren von Stiftung zu Stiftung, soziales Engagement und gute Noten werden aber fast immer erwartet. Abgesehen davon lohnt es sich, sich im Vorhinein etwas Zeit zu nehmen und sich genau zu informieren, welche Stiftung passende Angebote hat und auch inhaltlich zu den eigenen Aktivitäten und Interessen passt.
Auch die ausländischen Universitäten selber haben oft Stipendienprogramme für ausländische Studenten. Viele sind allerdings leistungsbasiert, sodass man als Bewerber mit starker Konkurrenz rechnen muss.
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